Bei mir (17) war das relativ einfach. Als ich sechszehn war, hat meine Mutter mich sogar gefragt, ob ich nicht Dreads haben wolle; im Normalfall sieht das aber eher anders aus. Eltern wollen oft nicht, dass man seine Haare „ruiniert“ und haben die alten Klischees im Kopf. Das war bei meinem Vater so. Da habe ich viel Überzeugungskraft gebraucht, aber mit der richtigen Methode klappt das. Hier in diesem Artikel möchte ich von meinen Erfahrungen mit meinen Eltern erzählen und dir damit ein paar Tipps geben, wie du deine Eltern am besten von deinem Wunsch nach Dreads überzeugen kannst und was du auf keinen Fall sagen solltest.
4 Schritte, um deine Eltern von Dreadlocks zu überzeugen
1. - Das Gestehen
Am Besten ist es natürlich, wenn du vorher mit deinen Eltern über deinen Wunsch sprichst. Egal, ob du 16 Jahre alt bist oder auch 35 – die Meinung der Eltern ist ja doch ziemlich wichtig für uns und spielt auch eine große Rolle für die letztendliche Entscheidung. Wie du es deinen Eltern genau erklärst, musst du natürlich selbst entscheiden, denn Eltern sind auch unterschiedlich.
Ich habe damals viel um die eigentliche Sache herumgeredet und abgelenkt. Dazu habe ich von jemandem erzählt, den ich sehr bewundere und der Fakt, dass er Dreads hat und ich das super cool fand. Ich habe die ganze Zeit darüber geredet und dann gesagt, dass ich auch gern welche hätte. Daraufhin war mein Vater erstmal etwas schockiert, aber dann auch neugierig und ich konnte anfangen zu argumentieren. Bei manchen Eltern hilft es, zuerst einen Vergleich zu starten, manchen sollte man es sofort sagen und manchen ist es einfach egal. Jedoch die schlechteste Variante, die du wählen kannst, ist deine Eltern vor bloße Tatsachen zu stellen – das kommt nie gut an und endet gegebenenfalls noch im Streit.
2. - Das Überzeugen
Hier sind natürlich die Argumente am Wichtigsten. Da solltest du dich aber nicht an irgendwelche Floskeln binden und so etwas sagen wie „weil sie cool sind“, „weil ich aussehen möchte wie der aus meinem Jahrgang“. Sprich über deine persönlichen Beweggründe. Was haben Dreads an sich, das du so faszinierend findest; möchtest du dich optisch von deinen MitschülerInnen abheben? Magst du die Geschichte dahinter und möchtest diese Kultur verbreiten? Überlege dir am Besten vorher den Grund und versuche ihn deinen Eltern so genau wie möglich darzustellen.
Dabei helfen immer Ich-Botschaften, z.B. „Ich möchte Dreads, weil sie für mich ... bedeuten“ oder "Ich möchte diese Erfahrung gerne machen und nicht später bereuen, es nicht getan zu haben". Das Sprechen von deinem Gefühl ist eigentlich die beste Art und Weise jemanden für dich und dein Vorhaben zu überzeugen. Wenn du das deinen Eltern versuchst so zu verdeutlichen, können sie gar nicht nein sagen!
Sollte das noch nicht helfen, gebe ich dir hier ein paar hoffentlich hilfreiche Argumente, die deine Eltern auf deine Seite ziehen sollten:
- Mit Dreadlocks wirkst du nicht nur vor SchulfreundInnen, sondern auch vor LehrerInnen kulturell und politisch interessiert. Das kann ein Vorteil für dich im Unterricht sein.
- Da herausfallende Haare in den Dreads stecken bleiben, verstopfst du niemals mehr den Abfluss der Dusche.
- Dreads sind zwar in der Anfangsphase sehr pflegeintensiv, je älter sie jedoch werden, umso entspannter wird auch ihre Pflege. Bis dahin ist das eine super Methode, um schrittweise selbst Verantwortung zu übernehmen.
- Locs müssen nicht täglich, sondern eher wöchentlich gewaschen werden. Das ist viel gesünder für die Kopfhaut und gleichzeitig blockierst du nicht mehr das Badezimmer.
- Im Zweifel können Dreads auch wieder ausgekämmt werden. Sie sind nicht in Stein gemeißelt.
- Dreads können super easy zu vielen verschiedenen Frisuren gestylt werden. Auch die festliche Frisur zu Omas 80. Geburtstag wird damit ganz leicht.
- Dreadlocks sparen Geld: Zwar ist die Erstellung erstmal eine Investition, aber langfristig spart man den regelmäßigen Friseurbesuch.
- Dreadlocks brennen im Gegensatz zu offenen Haaren nicht innerhalb von Sekunden weg. Gut, ich hoffe mal, der Fall wird niemals eintreffen, aber prinzipiell sind deine Dreads doch einfach nur eine sehr verantwortungsbewusste Brandschutzmaßnahme?!
3. - „Und wie willst du das machen?“
Ja, gute Frage, liebe Eltern. Wenn du an diesen Punkt schon gekommen bist, dann schonmal Herzlichen Glückwunsch! Aber natürlich bist du vorbereitet und kannst deinen Eltern sofort einen Plan geben, was man bei der Dreaderstellung beachten muss und wie man Dreadlocks pflegt. Im Internet gibt es bereits viel über das Erstellen von Dreadlocks, ihre Pflege, die Geschichte und vieles mehr rund um das Thema Dreadlocks zu lesen. Informiere dich im Vorfeld über alle noch offenen Fragen und beantworte alle kritischen Fragen deiner Eltern wie ein Profi! Außerdem sind überall in Deutschland verteilt professionelle Dreadstylist*innen, die dir helfen können, deinen Wunsch nach Dreadlocks zu erfüllen. Beispielsweise bei den DreadFactory-Teammitgliedern kannst du dich vorher auch informieren und dich genauer beraten lassen, vielleicht sogar mit deinen Eltern zusammen.
Natürlich kannst du deine Dreads auch per „do it yourself“ machen, aber ohne eine Person, die wirklich Ahnung hat, würde ich das nicht empfehlen. Denn die Dreads gehen so schwer wieder raus, wie sie rein gehen, wenn man das so sagen kann. Am Ende ist bei DIY das Risiko sehr hoch, dass gerade die zuerst erstellten Dreads einfach nicht so gut aussehen. Falls du dich doch dazu entscheiden möchtest, Dreadlocks selber zu machen, kann ich dir unseren Artikel Dreads selber machen empfehlen.
4. - „Wie willst du das finanzieren?“
Auch eine sehr gute Frage. Im Vornherein muss du dir darüber bewusst sein, dass du für das professionelle Erstellen von Dreads natürlich auch etwas bezahlen musst und da Dreads erstellen eine wahnsinnig aufwendige Geschichte ist, wird das auch nicht im bisher gewohnten Zeit- und Geldumfang wie bei deinem bisherigen Friseur erledigt sein. Es kann je nach Aufwand mehrere Stunden oder Tage dauern.
Ich habe meine Dreads damals selbst gemacht und bei einer einzigen Dread saß ich mindestens 45 Minuten. Der Vorteil bei der Wahl einer Stylist*in ist, dass du auch erstmal nur mit zwei oder drei Dreads klein anfangen kannst, um dich an das neue Gefühl gewöhnen zu können. Gerade, wenn du noch etwas zögerlich bist hilft das oft sehr gut. Außerdem können deine Eltern auch sehen, dass Dreads gar nicht mal so schlimm sind, wie oft vermutet wird. So kannst du also in mehreren Terminen deinen ganzen Kopf schmücken lassen. Die Preise sind bei allen Dreadstylist*innen je nach Schnelligkeit, Erfahrung und Region unterschiedlich, da kannst du dich einfach in deiner Umgebung mal umschauen und ein paar Preisangebote einholen. Über die Finanzierung musst du mit deinen Eltern in jedem Fall vorher sprechen, gerade als Schüler*in ist Geld immer noch ein schwarzes Thema. Eigentlich möchte man nichts von seinem Taschengeld opfern, aber für alles möchten die Eltern auch nicht immer bezahlen.
Das Beste wär natürlich, wenn du dich mit deinen Eltern auf einen Kompromiss einigen könntest. Vielleicht bezahlen deine Eltern die Dreads und dafür gehst du im Sommer zwei Wochen arbeiten oder du räumst die Spülmaschine aus. Es gibt so viele Möglichkeiten, sei nur offen für einen Kompromiss und lass dich nicht abschrecken. Wenn du wirklich Dreads möchtest, auch nicht nur aus einer Laune heraus, werden deine Eltern das bestimmt merken und dich da unterstützen. Aber sparen hilft natürlich auch. Das ist aus meiner Erfahrung auch das Schönste. Wenn ich das Ziel habe, auf Dreads zu sparen, dann bin ich am Ende beim aller ersten Termin umso stolzer und glücklicher darüber, denn ich habe es ganz allein geschafft. Aber das muss natürlich jede*r für sich selbst herausfinden und ausprobieren.
Umgang mit komischen Blicken
Zu guter Letzt noch ein allgemeiner Punkt, den viele wahrscheinlich kennen und durchgemacht haben. Deine Dreads sind ganz frisch und du bist das erste Mal wieder unter Leuten. Du hast natürlich auch komplett vergessen, dass du gerade noch wie ein Igel aussiehst, weil deine Dreads anfänglich noch etwas abstehen. Wie die Anderen wohl reagieren?
Man erwartet ja eigentlich immer, dass die Leute zu einem kommen und sagen, wie gut man doch aussehe. Aber oft ist das gar nicht der Fall. Meine Familie hat meine ersten paar Dreads damals sofort bemerkt, auch einfach, weil sie dachten, ich hätte eine Zündschnur am Kopf. Ja, das waren dann die netten Vergleiche. Einigen ist es sofort aufgefallen und anderen erst nach einem Jahr, als ich meinen halben Kopf voller Dreads hatte. Manchen ist es wiederum gar nicht aufgefallen.
Du solltest dich irgendwie damit arrangieren und keine großen Illusionen haben. Die ersten Dreads bleiben von der Außenwelt meist noch ungesehen, aber je mehr du dir machst, desto mehr Reaktionen bekommst du. Oft höre ich von Leuten, sie hätten Angst davor, was andere denken könnten und lassen es deswegen ganz sein. Um an dieser Stelle eine ehrliche Antwort zu geben: Die Menschen in deinem Umfeld denken meistens nicht „Ih, jetzt hat die/der Dreads, wie widerlich!“ oder „ist die/der jetzt zum Öko geworden? Bah! Mit der/dem will ich nichts zu tun haben!“, viele denken dagegen eher „Krass, der/die traut sich was, Respekt!“ oder „Die stehen ihm/ihr sehr gut, ich bin etwas neidisch“, „Richtig cool!“. Viele aber sagen nichts, weil sie ihre Gedanken eher unangebracht finden und gucken einen stattdessen nur an.
Blicke sind immer so eine Sache – oft kommen sie bei einem anders an, als sie eigentlich gemeint sind. Es ist eben eine Interpretationssache. Aber lass dich davon nicht irritieren. Die meisten Menschen, die dich scheinbar abwertend betrachten, sind einfach nur neidisch oder haben keine Ahnung und auf die Meinung dieser Menschen kann man auch gut verzichten. Vielleicht ist es auch gar nicht so und man bildet sich nur ein, dass andere einen merkwürdig betrachten, weil man selbst voller Zweifel ist. Es ist und bleibt eben eine Interpretationssache.
Wenn es dein Wunsch ist, Dreads zu haben, dann lass dich von niemanden in deinem Umfeld beirren. Immerhin bist du die Person, die damit leben wird und niemand anderes.
In diesem Artikel hast du ein paar Tipps bekommen, wie du deine Eltern von Dreadlocks überzeugen kannst. Ich hoffe, sie bringen dich etwas weiter und haben dir etwas Mut gemacht. Wenn du möchtest, lass dich ruhig einfach mal von einem der DreadFactory Teammitgleider unverbindlich und individuell beraten. Auch deine Eltern sind herzlich eingeladen, Fragen zu stellen.
Alle Standorte in deiner Nähe findest du auf der Dreadstylist finden Seite der DreadFactory.