Ich mag diese Metapher: Du fährst nachts Auto und hast die Scheinwerfer an. Du kannst nur einige Meter weit, innerhalb des Lichtkegels vor dir, sehen. Alles andere um dich herum liegt in der Dunkelheit verborgen. Auch der noch vor dir liegende Weg. Und dennoch fährst du! Denn für dein Vorankommen reichen diese wenigen beleuchteten Meter aus. Das heißt: du kannst fahren, ohne jetzt schon sehen oder wissen zu müssen, was in der Ferne auf dich wartet. Ich habe dieses Beispiel mal in einem Podcast gehört und es ist mir im Gedächtnis geblieben. Heute, im Wald, an einem sonnigen Tag, erinnere ich mich daran.

Durch einen Wald zu spazieren, ist dem irgendwie ähnlich. Man läuft Kurven oder quer Feld ein durch das Gebüsch. Jeder Baum ist anders. Egal wohin der Blick fällt, man entdeckt immer etwas Neues. Und alles hat seine eigene Besonderheit und Schönheit. Man hat die Möglichkeit, unzählig viele Wege zu gehen. Und das nicht nur horizontal, sondern auch vertikal. Man könnte theoretisch sogar jeden Baumgipfel erklimmen. Und wahrscheinlich wäre jede einzelne Aussicht wertvoll und sehenswert. Die eine vielleicht mehr und die andere etwas weniger.

Und täglich grüßt

Es sind ungewöhnliche Zeiten: Die Tage im Homeoffice sind einsam, nichts ist, wie es bis vor kurzem noch war. Ich bin 31 und gehöre mit einer chronischen Atemwegserkrankung zur Risikogruppe des neuartigen Corona-Virus. Seit einigen Wochen befinde ich mich in selbst gewählter und trotzdem aufgezwungener Isolation und fühle mich jeden Morgen bereits nach dem Aufwachen wie die dritte Nebendarstellerin des nächsten dystopischen Endzeit-Thrillers. Ich mache mir Sorgen um mein „Baby“ – die DreadFactory – und weiß nicht, wo die Reise hingehen wird, wenn – falls – wir die Krise irgendwie überstehen.

Waldspaziergänge geben mir auf mysteriöse Weise immer wieder Zuversicht, denn auch wenn ich nicht weiß, was mich – uns – in der Zukunft erwartet, so gehe ich doch immer weiter. Schritt für Schritt. Ich versuche mich der neuen Situation anzupassen, meine Äste nach Licht auszustrecken, meine Wurzeln noch tiefer im Boden zu verankern. Meine Gedanken frei zu machen.


„Habt Ehrfurcht vor dem Baum, er ist ein einziges großes Wunder, und euren Vorfahren war er heilig. Die Feindschaft gegen den Baum ist ein Zeichen von Minderwertigkeit eines Volkes und von niederer Gesinnung des einzelnen.“

– Alexander Freiherr von Humboldt (1769 – 1859)

Ich liebe es, den Wald jedes Mal auf’s Neue zu erkunden. Mir (bewusst) nicht die Wege zu merken, weil der Wald sowieso jedes Mal anders aussieht. Der eine Baum ist umgefallen, bei dem anderen ist nur etwas abgebrochen und die Blätter haben neue Farben. Der Wald verändert sich ständig. Und das Schöne daran ist, dass ich jedes Mal das Gefühl habe, ihn zum ersten Mal zu entdecken. Es könnte immer wieder ein ganz neuer, fremder Wald sein. Wundervoll. Ich liebe dieses stille Rauschen und das Gefühl der Verbundenheit. Man kann die eigene innere Stimme besser wahrnehmen, wenn es außen herum still ist. Und trotzdem kann man so vieles hören, sehen und fühlen.

Waldbaden – Die Kraft des Waldes

Anders als man zuerst einmal annehmen könnte, bezeichnet „Waldbaden“ nicht das Baden in Waldgewässern, sondern das bewusste Wahrnehmen der Natur. Beim Waldbaden nimmst du die Natur mit allen Sinnen wahr. „Shinrin Yoku“ gibt es in Japan schon seit Jahrzehnten und wird als Therapiemethode von einigen Fachärzten angeboten. Auch in den USA ist Waldbaden eine anerkannte Therapie. 

Mir fällt auf, dass sich von mal zu mal immer mehr Menschen im Wald aufhalten. Normalerweise möchte ich Otto Weiß (1849 – 1915) recht geben, wenn er sagt:

„Die vielen Bäume und die wenigen Menschen – die machen den Wald so schön.“

Es mag am Wetter liegen, aber mein Gefühl sagt mir, dass wir uns wieder mehr an die Kraft, Ruhe und Wohltat erinnern und den Schutz des Waldes suchen, ihm aber auch gleichzeitig wieder mehr Beachtung und Begeisterung schenken. Wir werden wieder daran erinnert, wie wichtig die Bäume für uns Lebewesen sind. Und wie absurd verantwortungslos und leichtsinnig wir doch mit der Natur umgehen. Einige von uns fangen an, sie wieder bewusst wertzuschätzen. Das ist nicht nur schön sondern wichtig.

Es ist toll, die Menschen voller Bewunderung durch den Wald laufen zu sehen. Das Sonnenlicht schimmert in allen erdenklichen warmen Farben. Freilaufende Hunde rennen umher. Alle sind freundlich, respektvoll, man achtet sich gegenseitig und die Natur. Als wären wir alle im Einklang und verbunden. Mensch, Kind, Tier, Pflanze. Harmonie pur. Auch wenn wir gewisse Abstände wahren und uns nicht in Gruppen treffen, begegnen wir uns.


„Bäume haben etwas Wesentliches gelernt: nur wer einen festen Stand hat und trotzdem beweglich ist, überlebt die starken Stürme.“

– Anke Maggauer-Kirsche

Was das alles mit Dreadlocks zutun hat? Richtig – nichts! Habt einen wunderschönen Frühling!

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