Das Klischee vom süffigen ungewaschenen Dreadhead dürfte zu einem großen Teil durch die verhäufte Anwendung von Dreadwachs entstanden sein, denn anstatt das Haar zu verfilzen, sorgt es lediglich für schmierige und verklebte Haare, in denen sich übler Geruch und Dreck festsetzen. Im besten Fall eignen sich die eigenen Dreads im Endeffekt als Christbaumkerzen.

Dreadlocks und Wachs = Dreadwachs?

Ob Friseur oder spezielle Onlineshops – für den Laien scheint Dreadwachs ein wichtiges Mittel für schöne Dreadlocks zu sein. Überall wird Wachs angepriesen als unverzichtbares Mittel für Dreads. Wie schnell man mit der Anwendung von Wachs jedoch vom Dreadlocks-Freund zum Dreadlocks-Feind wird, zeigen uns immer wieder viele unserer verzweifelten KundInnen.

Was ist Dreadwachs eigentlich?

Manche „arbeiten“ mit normalem Haarwachs, manche mit echtem Bienenwachs und eine Gruppe von ganz schlauen „Profis“ verwenden extra für Dreadlocks hergestelltes Dreadwachs, das meistens eine Mischung aus Haarwachs und Bienenwachs ist.

Herkömmliches Haarwachs besteht in der Regel aus Wachs und einer Fettbasis wie zum Beispiel Vaseline, Kokosöl oder Sheabutter. Es verfügt über pflegende Eigenschaften und hindert das Haar am Austrocknen.

Und warum ist das nicht gut für Dreadlocks?

Dreadlocks entstehen am besten in trockenem und aufgerautem Haar. Aus diesem Grund waschen viele ihre Haare vor dem Dreaden mit silikonfreiem Shampoo oder anderen entfettenden Mitteln. Fettiges und glattes Haar verfilzt viel schwieriger als trockenes und fettfreies Haar. 

Die Verwendung von Haarwachs wäre aufgrund seiner schmierigen Eigenschaften also schon mal kontraproduktiv. Genauso wie Bienenwachs verklebt es die Haare lediglich und hindert sie am Filzen. Außerdem lässt sich das Wachs niemals vollständig auswaschen, sodass das Fett irgendwann ranzig wird und stinkt.

Wieso wird Wachs denn so häufig verwendet?

Bei der professionellen Herstellung von Dreadlocks wird das Haar zunächst in Strähnen eingeteilt, mit einem speziellen Kamm stark toupiert (Backcombingmethode) und zum Schluss wird mit der sogenannten Häkelnadelmethode der Dread stabilisiert und versiegelt. Diese Prozedur dauert für gewöhnlich mindestens sechs bis zehn Stunden.

Unter der Verwendung von Dreadwachs hingegen werden die abgeteilten Haarsträhnen nur leicht toupiert und dann mit Wachs eingerieben. Dies spart die zeitaufwendigen Schritte, sodass man lediglich maximal zwei bis drei Stunden zur Herstellung der vermeintlichen Dreadlocks benötigt. Die „Dreadlocks“ erhalten bei dieser Methode jedoch nicht die nötige Stabilisierung, sodass sie auf das verklebende Wachs angewiesen sind, um überhaupt zu bestehen.

Oft verlangen die entsprechenden Läden dann für zwei Stunden Arbeit Summen im höheren dreistelligen Bereich, nur weil sie angeblich Dreadlocks anbieten. Dazu wird den KundInnen dann gerne empfohlen, die Haare nicht mehr zu waschen, denn wenn man aus diesem Konstrukt das Wachs teilweise wieder rauswaschen würde, bliebe nur ein großer Haufen verknoteter Haare übrig, der meist sehr unansehnlich ist. In diesem Fall bleibt der Gang zu wirklich erfahrenen DreadstylistInnen für viele die letzte Möglichkeit ihre Haare zu retten.

Warum es so viele Hersteller von Dreadwachs oder speziellem Dreadlocks-Spray gibt, können wir uns nicht erklären. Offenbar haben diese nicht wirklich Ahnung von der Materie, denn auf der Verpackung dieser Produkte steht der Hinweis „Für seidiges und gesundes Haar“ meist direkt neben dem Inhaltsstoff „Rizinus- oder Kokosnussöl“.

Fazit: Dreadwachs ist sinnlos und kontraproduktiv!

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